Meine Reiseberichterstattung hat leider eine Unterbrechung erfahren. Zurzeit stecke ich in Umzugsvorbereitungen, Renovierungsplanungen und bin viel unterwegs, weshalb neben dem üblichen Backen und Kochen für längere Texte oft keine Zeit blieb.
Aber nun geht es weiter mit Kalifornien, Teil I.
Nach drei intensiven Tagen in New York voller kulinarischer Eindrücke landete ich am 28. März gegen Abend in Los Angeles. Die schier endlose Ausdehnung der Stadt überwältigte mich schon im Landeanflug, als wir bei rosa Abendhimmel Richtung Pazifik tiefer sanken.
Am Flughafen erhielt ich schnell und unkompliziert meine Leihwagenunterlagen und stand gleich darauf im großen Parkhaus, wo ich ratlos auf eine Reihe Autos starrte und erst da merkte, dass ich weder Nummer noch Schlüssel zu meinem Auto hatte – welches war also meins? Die Aufklärung kam von einer jungen Frau, die mir ihrem Freund gerade das Auto belud: „Just pick one“ meinte sie auf meine Frage hin und erst da bemerkte ich, dass überall die Schlüssel steckten. Ich hatte freie Wahl. Alles riesig. Alles im Überangebot vorhanden. Wieder einmal hatte mir Amerika ein passendes Beispiel geliefert.
Mein Koffer passte gut in einen dunkelblauen Hyundai und so brauste ich los Richtung Hotel, das ich zu meiner Erleichterung sofort fand. Im 8. Stock hatte ich gerade den Koffer in meinem Hotelzimmer abgestellt, als plötzlich alles schwankte! Da ich im Flur jedoch keinen Exodus trappelnder Füße hörte, bewahrte ich erstmal Ruhe. Trotzdem – kein sehr schönes Gefühl.
„Hab mich in eure Zeitzone vorgearbeitet“ schrieb ich meiner Freundin in San Francisco. „Nur was ist das für ein Empfang? Kaum im Hotelzimmer bebt alles und das Hotel wackelt“.
„Na du machst ja Sachen“, kam zurück. „Habe in zwei Jahren hier kein Erdbeben gespürt und du schaffst es in der ersten Stunde…“
Zum Glück war es ganz schnell vorbei und blieb die folgenden Tage ruhig.
Am nächsten Morgen besorgte ich mir bei Starbucks, der dem Hotel direkt gegenüber lag, einen Kaffee. Die netten Verkäufer dort wollen ja immer deinen Namen haben, den sie auf die Becher schreiben. Obwohl ich meinen immer brav direkt in englisch aussprach, kam nie das Richtige heraus. In LA wurde aus Judith Julie, weshalb ich mich die folgenden Tage so nannte. Der Kaffee- Fee sei angerechnet: sie wusste am dritten Morgen meinen Namen ohne zu fragen!
Im Supermarkt nebenan entdeckte ich zu meiner Verzückung ein reiches Angebot an Bio-Obst und deckte mich mit Frühstücksäpfeln ein. Kalifornien ist der Staat des organic foods in Amerika, es gibt überall biologische Produkte und sogar riesige Bio-Supermärkte, in denen ich mich nicht sattsehen konnte am überwältigend vielfältigen Angebot.
Selbst das deutsche Albrecht- Unternehmen (besser bekannt als Aldi) führt dort eine Supermarktkette mit vielen Bioprodukten namens Trader Joe´s.
Auf dem Programm stand in LA neben den Universal Studios, die ich persönlich viel zu überlaufen fand, auch Santa Monica, wo es mir gut gefiel. Viel Gastronomie und tolle Geschäfte, in denen man auch sonntags sein Geld ausgeben kann, boten einiges zum Entdecken an.
Reizüberflutet von den Filmstudios und hungrig nach etwas Frischem, Gesundem stolperte ich dort über Tender Greens. Das kalifornische Unternehmen mit zahlreichen Niederlassungen schreibt sich eine bewusste Verbindung zwischen Konsumenten und Produzenten von Nahrung auf die Fahnen. Man sollte wissen, was man auf dem Teller habe, weshalb der Großteil der verwendeten Produkte frisch von regionalen Farmen komme, biologisch soweit möglich. Die Karte richtet sich am saisonalen Angebot aus, das verwendete Fleisch soll frei von Hormonen und Antibiotika sein, Verpackungen sind recycelt…
Soweit las sich die Philosophie also gut. Die Karte ebenfalls, fand ich. Übersichtlich und viel Frisches, eine kleine Auswahl Fleisch, zu dem man Brot, Salat oder Kartoffelpüree wählen konnte; eine Reihe kleiner und großer Salate mit Gemüse, Tofu, Fleisch oder Fisch, sogar eine ausgewiesen vegane Kreation. Zwei, drei Suppen und süße Backwaren und Dessert. Unter den Getränken hausgemachte Eis-Tees.
Man bestellt am Eingang und bekommt Getränk und Essen ein Stück weiter die Theke entlang bei freundlichem Personal; während des Wartens kann man den Köchen zuschauen, die direkt hinter einer Glasscheibe die Gerichte auf die Teller zaubern.
Gekostet habe ich einen Salat „Mediterranean Spinach“ mit viel frischem Spinat, Gurke, Feta, Kalamata- Oliven, grüner Paprika, marinierten Tomaten und Zitronen- Oregano- Dressing, dazu ein geröstetes Knoblauchbrot. Lecker war auch das Steak in feinen Scheiben mit cremigem Kartoffelpüree (wie bei Oma) und Romanasalatherzen mit Parmesan und Croutons.
Wer nach etwas Frischem und Gesundem sucht, das schmeckt wie zu Hause, der sollte in Kalifornien bei Tender Greens vorbei schauen.
Ein Nachtisch musste natürlich auch noch her und ich entdeckte ihn beim Verdauungsbummel durch die Straßen: Yogurtland, das Paradies für Frozen-Joghurt-Fans.
„Real global flavors“ steht auf dem Schild. Und tatsächlich werden da locker 10 Geschmackssorten, von Natur über Mango bis hin zu Schweizer Schokolade und Macha Green Tea angeboten. Man kann an einer Art Zapfhahn alles selbst portionieren, also theoretisch von allem einen Zipfel kosten und dann an einer Theke aus zahllosen Toppings wählen, die man sich drüber schaufeln kann, wie es das Herz oder Auge begehrt. Am Ende hat man wahrscheinlich immer mehr Eis als man eigentlich wollte und eine kunterbunte Mischung aus Geschmäckern, Obst, Kekskrümeln, Nüsschen und Drops als bunte Haube oben drauf, die kalte Leckerei völlig bedeckend… Das Ganze wird gewogen und nach Gewicht berechnet und wenn man das umlegt und die große Auswahl bedenkt, ist es um einiges günstiger als in Deutschland, wo man meist viel unflexibler nur bestimmte Größen mit je ein, zwei oder drei Toppings wählen kann.
Mit meinem randvollen Becher genoss ich dann meinen letzten Abend in LA an der belebten Promenade mit Blick auf den Pazifik, den endlosen Sandstrand und den Pier von Santa Monica mit seiner Achterbahn und dem Riesenrad.
Am folgenden Morgen ging es auf dem Highway 1 los Richtung Norden, unter blauem Himmel, wie es sich für Kalifornien gehört…
Aber darüber dann im nächsten Teil der kulinarischen Abenteuer in den USA, Kalifornien II.
Ich wünsche euch eine genussreiche Zeit!
eure Judith