
Heute geht es weiter mit dem Reisebericht meiner Italienrundreise im September.
Nach unserem Zwischenstopp in Caiazzo fuhren wir auf einer sehr ruhigen Autobahn durch teilweise karge Hügellandschaften Richtung Südosten. Irgendwann tauchte das langersehnte Meer auf.
In Monopoli gestaltete sich die Parkplatzsuche etws schwierig, dafür wurden wir aber mit einem ganzen Haus in der Altstadt als Unterkunft belohnt – samt Waschmaschine und Dachterrasse. Die Wäsche wurde immer über Nacht trocken, was fantastisch war. Morgens genossen wir unseren ersten Mokka auf der Terrasse, von wo wir über die Dächer Monopolis schauten und sogar einen Zipfel Meer sehen konnten.
Monopoli ist eine sehr hübsche Stadt und guter Ausgangspunkt für Ausflüge ins Landesinnere, zum Beispiel nach Alberobello, dem berühmten Ort aus typischen runden Steinhäusern namens trulli. Dort waren wir sogar zwei Mal. Nachdem es dort schon Vormittags so überrannt ist mit Touristen, wollten wir den Ort gerne leer erleben, um ungestörter fotografieren zu können. Also kamen wir zwei Tage später ganz früh morgens und hatten die Gassen (fast) für uns.

Auch hübsch ist das nahgelegene Locorotondo. Den Besuch dort haben wir mit dem zweiten Mal Alberobello verbunden.
Und auf jeden Fall einen Besuch wert ist die „weiße Stadt“ Ostuni, die auf einem Hügel/Felsen liegt und wirklich fast ganz weiß gestrichen ist. Die vielen hübschen Gassen laden zum Fotografieren und Schlendern ein. Wir waren auch dort sehr früh und konnten genüsslich in einer fast leeren Gasse frühstücken, während Lieferanten die Lokale belieferten und die Geschäfte langsam öffneten.
Zum Baden fand ich die Ecke bei Monopoli ok, aber nicht berauschend, denn an dem Strand, wo wir waren (südlich der Stadt), gab es viele Steine und kleine Felsen im Wasser, was das Hineinlaufen erschwert hat. Ob es überall so felsig ist, kann ich aber nicht sagen.
Absolute Traumstrände dagegen gibt es am Gargano, genauer gesagt in der Ecke um Vieste, wo wir unsere zweite Basis in Apulien aufschlugen.

Auch in Vieste hatten wir eine Unterkunft, die uns Katrin (Urlaub an der Stiefelspitze) empfohlen hatte. Das B&B direkt an der alten Burg war super schön, hatte dem Anschein nach die höchste Dachterrasse des Ortes und ein fantastisches Frühstück. Giulio und seine Mamma waren perfekte, herzliche Gastgeber, immer erreichbar, hilfsbereit und aufmerksam. Zum Frühstück gab es lokale Spezialitäten und Produkte, auch herzhafte Dinge wie Omelett, Bruschetta oder Kartoffelpizza.
Jeden Morgen standen wir mit dem ersten Kaffee auf der Terrasse und schauten aufs Meer. Wolken über dem Wasser schienen dort auf Augenhöhe, das Panorama war atemberaubend. Einmal schien am blauen Himmel die Sonne, aber über dem Meer hing eine riesige dunkle Wolke und regnete an einer Stelle ab. Am letzten Morgen zog eine große Gewitterfront übers Meer am Ort vorbei, während bei uns die Sonne schien.
In Vieste genossen wir ruhigere Tage. Wir fuhren mal ein Stück an der Küste entlang, wo es viele Höhlen und Felsformationen gibt. Das Wasser erinnert an die Karibik und die Strände locken mit feinstem, weichem Sand.
Hier lohnt sich definitiv eine Bootstour, um die Küste vom Wasser aus zu erkunden, und um die Tremiti-Inseln zu besuchen. Das haben wir leider nicht geschafft, aber es steht auf meiner Liste fürs nächste Mal.
Am Strand von Vieste, direkt bei uns um die Ecke, lag ein weiteres Highlight: der Pizzomunno, ein Monolith, der neben der weißen Felsklippe, über der die Stadt aufragt, am Stand steht. Wir kamen abends das erste Mal hin und hatten das Glück, dass hübsche Wolken am Himmel hingen und ein bisschen Abendröte dazukam. Außerdem zog eine spektakuläre Wolke vorbei, die goldgelb angestrahlt wurde.

Kulinarisch kommt man in Apulien an den Orecchiette, den Öhrchennudeln, nicht vorbei. In Bari kann man in einer Straße Frauen dabei beobachten, wie sie diese Pasta in Rekordgeschwindigkeit formen. Ein typisches Gericht haben wir in Alberobello gegessen: Orecchiette mit cime di rape, Stängelkohl. Die kleinen Blütenrauben des Gemüses erinnern an jungen Brokkoli.
Für Naschkatzen gibt es ebenfalls köstliche Dinge. Der Morgen beginnt in Italien ja meist schon süß, mit einem Cappuccino und einem Cornetto (Croissant), das meist gefüllt ist, mit Konfitüre oder Creme (Vanille, Schokolade, Pistazie). Neu waren für mich die Pasticciotti, die es auch fast überall gab. Schiffchenförmige Mürbteiggebäcke mit Mandelcreme und meist einer weiteren Creme (Vanille, Schoko, etc) gefüllt. Mächtig, aber lecker. Natürlich gibt es auch überall Sfogliatelle, knusprige, garnelenförmige Blätter-Gebäcke mit Cremefüllung.
Sowohl in der Toskana als auch in Apulien gab es überall belegte Brötchen/Brote als regionale Spezialität. In der Toskana war das die Schiacciata, die toskanische Art der Focaccia, in Apulien sind es Paposcie (Singular: Paposcia) oder Papuccia-Fladenbrote, die gefüllt/belegt werden.
Von diesem hübschen Flecken Erde konnten wir uns schwer trennen. Zum einen, weil wir das Meer verlassen mussten, zum anderen, weil es wieder Richtung Norden ging und im Endeffekt Richtung Deutschland, wo zwischenzeitlich der Herbst Einzug gehalten hatte, wie uns Freunde bibbernd schrieben.

Wir machten aber nochmal Station in der Toskana. Ich wollte gerne Bio-Olivenöl mitnehmen und deshalb bei einem Bio-Agriturismo absteigen. Außerdem fiel mir zum Glück ein, dass ich unbedingt mal nach Saturnia wollte, nachdem ich bei Instagram Bilder der Cascate del Mulino di Saturnia gesehen hatte. Eine Unterkunft war schnell gefunden, netterweise 5 Autominuten von unserem Ziel entfernt. Die Bio Fattoria Il Torrione liegt etwas außerhalb des Orts mit herrlichem Blick über die Hügel. Die Parkplätze sind überdacht, es gibt einen Pool, ein schönes Frühstücksbüffet mit regionalen (Bio-) Produkten (das Gut baut neben Oliven auch Wein und Getreide an) und das Zimmer war zwar auf der Seite ohne Aussicht, aber völlig ok aus ausreichend für 2 Nächte. Die Gastgeberin war ebenfalls super nett und hilfsbereit. Man kann dort auch gratis Weinprobe machen, andere Produkte probieren um im Hofladen einkaufen.
Die Cascate del Mulino sind offen zugänglich und gratis, man zahlt nur den Parkplatz. Dafür hatten wir einen Gutschein der Unterkunft und zahlten 4 Euro für den ganzen Tag, statt 2,50 Euro pro Stunde. Wir nutzten das aus: wir kamen vormittags, aßen dort im Bistro noch zu Mittag, und kamen abends noch einmal, als es die letzte Stunde vor Sonnenuntergang sehr viel ruhiger war.
Dieser Ort ist wirklich etwas Besonderes. Mitten in der Landschaft kommt plötzlich warmes Wasser aus dem Boden und fließt über Stufen, die gleichzeitig kleine Becken sind. Man kann dort herrlich lange im Wasser sitzen oder liegen und die Atmosphäre genießen oder Leute beobachten. Falls ihr in dieser Gegend seid – schaut dort unbedingt vorbei!
Nach diesem schönen Abschluss machten wir noch einmal Station am Lago Maggiore in Canobbio, genossen ein Abendessen und ein Frühstück mit Seeblick und fuhren dann durch die Schweiz wieder zurück nach Deutschland.
Die vier Wochen in meinem Lieblingsland waren wunderschön und liefen nahezu reibungslos. Ich hatte fast nur Glück mit den Unterkünften und Gastgebern und habe wahnsinnig schöne Orte kennengelernt. Nach Apulien bin ich defintiv nicht das letzte Mal gereist.
Falls ihr Fragen habt, oder auch Tipps für weitere Reisen dorthin, freue ich mich über Nachrichten.
Ich hoffe, ihr habt es genossen, ein bisschen mitzureisen und wünsche euch eine goldene und genussreiche Herbstzeit!
Eure Judith